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Zadić: Müssen aus Geschichte lernen, um gerechteres Heute und Morgen zu gestalten

Präsentation des Gedenkprojekts „diskriminiert+“, das Schicksal queerer Menschen, die in der 2. Republik strafrechtlich verfolgt wurden, sichtbar macht und aktives und würdiges Erinnern fördert
 

Mit der historischen Entschuldigung von Justizministerin Alma Zadić für die strafrechtliche Verfolgung queerer Menschen in der Zweiten Republik im Juni 2021, wurde auch ein Gedenkprojekt initiiert, das heute von Justizministerin Alma Zadić, dem Co-Leiter von QWIEN Andreas Brunner und dem von der Strafverfolgung Betroffenen Michael Woditschka präsentiert wird. Ziel des Gedenkprojekts „diskriminiert+“ ist es, die Vergangenheit aufzuarbeiten, das Bewusstsein für die Diskriminierung der LGBTIQ+-Community zu schärfen und den Weg in eine inklusive Zukunft zu ebnen. Grundlage des Gedenkprojekts, das unter breiter Einbindung der LGBTIQ+-Community erarbeitet wurde, ist die vom Zentrum QWIEN durchgeführte und im Juni 2024 präsentierte Forschungsstudie „Befreiter Regenbogen - Die Beseitigung von Verfolgung und Diskriminierung in Österreich 1945-2024“.

Justizministerin Alma Zadić zeigt sich sichtlich stolz: „Das Gedenkprojekt ‚diskriminiert+‘ ist der Abschluss eines Prozesses, den ich im Juni 2021 mit der öffentlichen Entschuldigung für die strafrechtliche Verfolgung der LGBTIQ+-Community in der Zweiten Republik begonnen habe. Dieses wurde unter Einbindung der Community erarbeitet. Wir bringen das Gedenken damit einerseits klar sichtbar an alle Oberlandesgerichte und Landesgerichte - also an die Orte, an denen die damaligen Gesetze vollzogen wurden. Wir gedenken der Vergangenheit und richten den Blick auch in die Zukunft. Das schaffen wir durch die digitale Plattform diskriminiert.at. Diese klärt auf, sensibilisiert und leistet so einen wichtigen Beitrag für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft. Denn die Einhaltung der Menschenrechte und die Gleichstellung aller Menschen sind keine naturgegebenen Ist-Zustände – dafür müssen wir uns jeden Tag aufs Neue mit aller Kraft einsetzen.“

Gedenkmöglichkeit an allen Oberlandesgerichten und Landesgerichten

Der Justizministerin war es wichtig eine Gedenkmöglichkeit zu schaffen, die in ganz Österreich sichtbar ist und v.a. auch junge Menschen anspricht. An allen Oberlandesgerichten und Landesgerichten wird es daher künftig eine auffallende Gedenkmöglichkeit in Form von Friedenstauben in den Farben des Regenbogens inkl. Texttafel und QR-Code geben. Die Friedenstauben in den Farben des Regenbogens, die Entschuldigungsschreiben hinaustragen, symbolisieren das Bestreben, Unrecht zu benennen und Wiedergutmachung zu leisten. Der QR-Code führt auf die digitale Gedenkplattform diskriminiert.at

Digitale Gedenkplattform: Erinnern, Aufklären, Gestalten

Durch die digitale Gedenkplattform diskriminiert.at soll ein Gedenken unabhängig vom Ort ermöglicht werden. Außerdem ist sie ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung und Aufklärung, v.a. der jungen Generation. Die Plattform fördert die Reflexion darüber, wie wir aus der Vergangenheit lernen können, um Toleranz und Gleichberechtigung in der Gesellschaft zu stärken. Sie greift außerdem nicht nur die Vergangenheit auf, sondern stellt auch drängende Fragen zur Gegenwart: Was bedeutet Diskriminierung heute? Wie äußert sie sich in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft? Und wie können wir als Gemeinschaft dagegen ankämpfen?

Co-Leiter QWIEN, Andreas Brunner betont: Die strafrechtliche Verfolgung Homosexueller ist Vergangenheit, aber Diskriminierung müssen viele queere Menschen nach wie vor erfahren. Eine Gesellschaft ohne Diskriminierung kann es aber nur geben, wenn jeder einzelne Mensch, frei und selbstbestimmt seine sexuelle Orientierung und Identität leben kann.“

Ein zentraler Bestandteil der Plattform ist die interaktive Studie zur strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Menschen in Österreich von 1945 bis heute. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die historischen und rechtlichen Entwicklungen, die den Weg zu mehr gesellschaftlicher Vielfalt ebneten. Die Plattform beleuchtet insbesondere die Rolle der Justiz und zeigt, welche Fortschritte erreicht wurden – und welche Herausforderungen weiterhin bestehen. Sie erinnert uns daran, dass die Geschichte nicht abgeschlossen ist, sondern eine fortwährende Verantwortung für die Zukunft birgt. Die technische Umsetzung wurde vom Büro Butter betreut.

Würdigung der LGBTIQ+-Bewegung und ihrer Erfolge

Neben der Aufarbeitung spielt auch die Anerkennung der Rolle der LGBTIQ+-Community eine zentrale Rolle. Ihr unermüdlicher Einsatz, unterstützt von NGOs und Bürgerinitiativen, führte zur Entkriminalisierung von Homosexualität und zur Ehegleichheit in Österreich. Besonders gewürdigt werden die Plattform gegen § 209 und die Bürgerinitiative Ehe-Gleich, deren Internetseiten als virtuelle Denkmäler erhalten geblieben sind. Diese Plattformen erinnern an die Erfolge, die durch beharrlichen Aktivismus erzielt wurden, und sind wichtige Fenster in die Vergangenheit.

Stimmen aus der Gesellschaft – Gemeinsam gegen Diskriminierung

Unter „Unterstützer:innen“ finden sich Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft, die dieses Projekt aktiv unterstützen. Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Schauspieler Manuel Rubey über Elisabeth Hammer bis zu Autor Thomas Brezina und Influencerin Vivien Bescher – ihre Stimmen repräsentieren einen breiten Querschnitt der österreichischen Bevölkerung und setzen ein klares Zeichen gegen Diskriminierung.

Michael Woditschka, selbst Betroffener, erinnert: „Ich bin überzeugt, dass wir nur dann eine wirklich inklusive Gesellschaft werden können, wenn wir die Vergangenheit aufarbeiten. Wenn wir uns mit den Fehlern der letzten Generationen bewusst und kritisch auseinandersetzten und daraus lernen.“

Interaktive Benutzer:innenführung – Geschichte zum Entdecken

Die Plattform bietet eine innovative Benutzer:innenführung. Ein scrollbarer Zeitstrahl auf der linken Seite ermöglicht es, von 1803 bis 2021 durch die Geschichte zu reisen und bedeutende Ereignisse interaktiv zu entdecken. Das Design lehnt sich an Hängeregister für Akten an, um den historischen Kontext zu betonen, während gleichzeitig ein modernes und benutzerfreundliches Erlebnis geboten wird. Benutzer:innen können durch die Akte der Vergangenheit blättern und tiefer in die Geschichte eintauchen. Mit der Regenbogen-Farbpalette oben rechts kann das Design in den Farben der Vielfalt angepasst werden – ein symbolischer Akt, der die Kernbotschaft der Plattform unterstreicht.

Studie zum Lesen und Hören

Die digitale Studie kann entweder in einzelnen Kapiteln gelesen oder per KI-basierter Audio-Funktion angehört werden. Nutzer:innen haben die Möglichkeit, die Studie nach bestimmten Schlagwörtern zu durchsuchen und gezielt auf Themen zuzugreifen. Der integrierte Player ermöglicht es, sich die Kapitel flexibel anzuhören, während der visuelle Content parallel durchstöbert werden kann.

Weiterführende Informationen: 

Präsentation befreiter Regenbogen
Foto: BMJ/Nedic